Marokko beschleunigt die Entwicklung erneuerbarer Energien
2023-04-14
Die marokkanische Energieministerin Leila Bernal erklärte kürzlich im marokkanischen Parlament, dass sich in Marokko derzeit 61 Projekte für erneuerbare Energien im Bau befinden, deren Gesamtvolumen 550 Millionen US-Dollar beträgt. Das Land ist auf gutem Weg, sein Ziel von 42 Prozent erneuerbarer Energieerzeugung in diesem Jahr zu erreichen und diesen Anteil bis 2030 auf 64 Prozent zu steigern.
Marokko verfügt über reichhaltige Solar- und Windenergieressourcen. Laut Statistik zählt Marokko mit rund 3.000 Sonnenstunden im Jahr zu den weltweit führenden Ländern. Um Energieunabhängigkeit zu erreichen und den Auswirkungen des Klimawandels zu begegnen, veröffentlichte Marokko 2009 die Nationale Energiestrategie. Darin heißt es, dass bis 2020 die installierte Kapazität erneuerbarer Energien 42 % der gesamten installierten Stromerzeugungskapazität des Landes ausmachen soll. Bis 2030 soll dieser Anteil 52 % erreichen.
Um alle Beteiligten zu mehr Investitionen in erneuerbare Energien zu bewegen und zu unterstützen, hat Marokko die Subventionen für Benzin und Heizöl schrittweise abgeschafft und die Marokkanische Agentur für nachhaltige Entwicklung gegründet. Diese bietet relevanten Projektentwicklern umfassende Dienstleistungen, darunter Lizenzierung, Grundstückserwerb und Finanzierung. Die Marokkanische Agentur für nachhaltige Entwicklung ist zudem für die Ausschreibung von Flächen und installierter Leistung, den Abschluss von Stromabnahmeverträgen mit unabhängigen Stromerzeugern und den Stromverkauf an den nationalen Netzbetreiber zuständig. Zwischen 2012 und 2020 stieg die installierte Wind- und Solarleistung in Marokko von 0,3 GW auf 2,1 GW.
Als Vorzeigeprojekt für die Entwicklung erneuerbarer Energien in Marokko wurde der Noor Solar Power Park in Zentralmarokko fertiggestellt. Der Park erstreckt sich über eine Fläche von mehr als 2.000 Hektar und verfügt über eine installierte Leistung von 582 Megawatt. Das Projekt ist in vier Phasen unterteilt. Die erste Phase des Projekts wurde 2016 in Betrieb genommen, die zweite und dritte Phase des Solarthermieprojekts liefen 2018 zur Stromerzeugung an, und die vierte Phase des Photovoltaikprojekts wurde 2019 zur Stromerzeugung in Betrieb genommen.
Marokko liegt gegenüber dem europäischen Kontinent und seine rasante Entwicklung im Bereich der erneuerbaren Energien hat die Aufmerksamkeit aller Beteiligten auf sich gezogen. Die Europäische Union startete 2019 das „Europäische Grüne Abkommen“ mit dem Ziel, bis 2050 als erstes Land weltweit CO2-Neutralität zu erreichen. Seit der Ukraine-Krise haben jedoch mehrere Sanktionsrunden der USA und Europas Europa in eine Energiekrise gestürzt. Einerseits haben die europäischen Länder Maßnahmen zur Energieeinsparung ergriffen und andererseits hoffen sie, im Nahen Osten, Afrika und anderen Regionen alternative Energiequellen zu erschließen. In diesem Zusammenhang haben einige europäische Länder die Zusammenarbeit mit Marokko und anderen nordafrikanischen Ländern intensiviert.
Im Oktober letzten Jahres unterzeichneten die EU und Marokko eine Absichtserklärung zur Gründung einer „Grünen Energiepartnerschaft“. Demnach werden die beiden Parteien die Zusammenarbeit in den Bereichen Energie und Klimawandel unter Beteiligung des Privatsektors stärken und die kohlenstoffarme Transformation der Branche durch Investitionen in grüne Technologien, erneuerbare Energieerzeugung, nachhaltigen Verkehr und saubere Produktion fördern. Im März dieses Jahres besuchte EU-Kommissar Olivier Valkhery Marokko und kündigte an, dass die EU Marokko zusätzliche 620 Millionen Euro zur Verfügung stellen werde, um den Ausbau grüner Energien und den Ausbau der Infrastruktur zu beschleunigen.
Ernst & Young, ein internationales Wirtschaftsprüfungsunternehmen, veröffentlichte im vergangenen Jahr einen Bericht, wonach Marokko seine führende Position in der grünen Revolution Afrikas dank seiner reichlich vorhandenen erneuerbaren Energieressourcen und der starken staatlichen Unterstützung beibehalten wird.